Freitag 28.08.1998 Am Morgen bietet das Tal einen traurigen weil verregneten Anblick. Das Zelt verdient heute die Bezeichnung nasser Sack. Trotz erbärmlichen Frierens und schmerzender Finger beeilen wir uns mit dem Abbau. Den ersten Teil bergauf finden wir wegen unserer kalten und steifen Knochen zwar streßig, aber dafür ist uns dann in Bartogne wieder etwas wärmer. Wir müssen noch einige Kilometer bis zum heutigen Frühstück fahren. Diese sind jedoch sehr schwer, da die verdammte Kälte uns jede Energie aus dem Körper zieht. In Houffalize finden wir einen kleinen Supermarkt, indem wir uns für die letzten belgischen Francs noch einmal mit allem eindecken und es uns auch zum Frühstück noch einmal richtig gut gehen lassen können. Es ist zwar sehr kalt, aber so ein Frühstück macht einiges wieder wett und so vergessen wir für einen kurzen Augenblick, daß es sehr kühl um nicht zu sagen kalt ist und daß wir noch einige Kilometer heute fahren müssen, nämlich noch mehr als 100. Wieder einmal gehen mehr als drei frische Baguettes beim Frühstück drauf, denn die frische Luft macht uns sehr hungrig. Dennoch ruft uns nach kurzer Zeit die Pflicht und wir steigen, zwar noch frierend, aber wenigstens satt auf unsere Räder und strampeln los in Richtung Luxembourg. Luxembourg ist das fünfte und gleichzeitig das kleinste europäische Land, durch welches wir auf dieser Tour kommen. Ohne Probleme überqueren wir die Grenze. Es ist immer noch kalt und grau und es sieht nicht so aus als würde es besser. | |
Die Straßen sind zwar gut ausgebaut wie fast überall in Europa, dafür finden wir hier keine Radwege und die Autofahrer sind nicht immer die rücksichtsvollsten. Dennoch und trotzdem fahren wir weiter. Das Terrain wird wieder etwas hügeliger und somit erschwert sich unser Vorankommen. Die einzige größere Stadt in Luxembourg, die wir durchfahren werden ist Clervaux. Sie liegt in einem sehr steilen Tal. Auf der fünf Kilometer langen Abfahrt in die Stadt hinein erfrieren wir fast. Doch eine alte Regel sagt, das alles, was man runterfährt, man auch wieder rauf muß. Und so ist es auch. Nach Durchquerung des wenig sehenswerten Stadtzentrums sehen wir am Stadtrand uns sehr steilen Bergen gegenüber gestellt. Nach Clervaux sind es nur noch wenige Kilometer bis zur deutschen Grenze. Natürlich müssen wir dafür wieder einmal eine schöne, aber doch sehr kalte Abfahrt in Kauf nehmen, um dann unten im Tal über die Grenze . | |
zu fahren, die durch einen Fluß dargestellt wird. Natürlich tritt danach wieder die oben genannte Regel in Kraft und wir werden wieder etwas warm. Somit haben wir also Luxembourg zum Mittagessen schon wieder verlassen und nehmen unser aus Ravioli aus der Dose bestehendes Mittagessen in einer kleinen Unterstellhütte für Wanderer ein. Dazu gibt es zum Erwärmen noch einen großen Topf schwarzen Tee. Die Berge und Hügel wollen einfach kein Ende nehmen und werden sich sicher noch bis zum Kölner Hauptbahnhof erstrecken. Dort wollen wir nämlich in den Zug steigen und den Rest bis Wernigerode mit dem Zug fahren.Wir fahren auf einer gut ausgebauten Straße weiter in Richtung Stadtkyll, dem heutigen Ziel. Die Straße wird zur Zeit ausgebaut, was dazu führt, daß wir an einer Ampel stehenbleiben müssen. Es hat aber auch den Vorteil, daß Autos nur schubweise an uns vorbeifahren und wir somit etwas Ruhe haben vom dichten Verkehr. Die Straße wird aber schlagartig leerer, als wir eine Autobahn überqueren müssen. Jetzt erreichen wir Prüm, die erste größere Stadt in Deutschland. Hier müssen wir die größte Steigung dieser Tour überwinden. Auf einer Strecke von einem knappen halben Kilometer geht es mit 14% steil bergauf. Nun geht es sehr flott voran und wir erreichen Stadtkyll fast erfroren nach einer sehr langen und schnellen Abfahrt am frühen Abend. Den Campingplatz finden wir ohne größere Probleme und stellen zu unserem Erschrecken fest, daß es sich wieder mal um einen riesigen Ferienpark handelt, auf dem man alles findet, was man zum bequemen Leben braucht. An der Rezeption arbeitet eine sehr langsam begreifende junge Dame, die zwar sehr bemüht ist, aber es dennoch nicht hinkriegt, uns schnell zu bedienen. Hinterher müssen wir doch etwas schmunzeln und stellen dann fest, das sie eine Belgierin ist, die uns nicht richtig verstanden hat. Da unser Zeltplatz in einem Tal liegt, in das keine, oder wenn, dann nur wenig Sonne scheint, ist es jetzt schon wieder sehr kalt und wir beginnen beim Zeltaufbau zu frieren. Dies ist vermutlich das letzte Mal, daß wir auf einem Zeltplatz übernachten werden, denn morgen wollen wir oder werden wir schon in Wernigerode sein und in einem richtigen Bett schlafen zumindest ist es das, was wir uns sehnlichst wünschen und wir beide sind sehr optimistisch, was das Gelingen dieses Wunsches angeht. Die Dusche entschädigt uns heute für die vielen Stunden, die wir gefroren haben und das Essen ist auch wie immer sehr lecker. Da es wieder kalt zu werden droht, packe ich mich sehr dick ein und krieche dann in meinen Schlafsack. Der Wecker wird vorsorglich auf sechs Uhr gestellt, damit wir auch rechtzeitig loskommen und dann schlafen wir voller Vorfreude ein. |