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Donnerstag 27.08.1998

Am Morgen erstarren wir fast vor Kälte. Es ist nicht nur kalt, dazu kommt wie immer die Nässe der letzten Nacht. Am schlimmsten ist jedoch der Hunger. Denn wir fahren immer ohne Essen los und suchen uns unterwegs nach einigen Kilometern einen Bäcker und ein schönes Plätzchen zum Frühstücken. Das Zelt ist wie immer naß und uns schmerzen die Finger von der Kälte als wir es einpacken. Wir essen den Rest unseres Baguettes von gestern. Jedoch macht dieses Stück Brot nur noch hungriger anstatt zu sättigen. Mit knurrenden Mägen und bei sehr unfreundlichem Wetter geht es also los. Gleich die ersten Kilometer müssen wir natürlich wieder bergauf. Das hat bei diesem Wetter nur den einen Vorteil, nämlich, daß man wenigstens etwas warm wird und die Glieder nicht mehr ganz so schmerzen. Die Strecke ist nicht bzw. sehr schlecht ausgeschildert, was bei uns hungrigen die Stimmung sinken läßt.

Ganze 30 Kilometer bergauf und bergab legen wir zurück, ehe wir in Sedan, der letzten Stadt, bevor wir zum zweiten Mal nach Belgien fahren, einen Supermarkt finden, indem wir unser Frühstück kaufen und es sogleich vor demselben wie wilde Tiere verschlingen und nur noch die Nudeln für heute abend und etwas Wurst und Brotaufstrich überlassen. Es ist zwar verdammt kalt, aber der Hunger ist so groß, daß wir einfach stehenbleiben und nur noch essen. Wir frieren zwar fürchterlich, aber durch Hüpfen auf der Stelle halten wir uns warm. Von Sedan sehen wir nicht viel,

Wäschetrocknen in der Mittagspause

da wir sehr schnell hindurch fahren in Richtung Bouillon in Belgien. Dorthin fahren wir auf einer vierspurig ausgebauten Autostraße, die aber wenig bis gar nicht befahren ist. In einer kleinen Baum(!)pause können wir über die Straße laufen ohne auch nur ein Auto zu hören oder zu sehen. Das gleiche gilt für die Gegenseite. Wir werden zwar benachrichtigt per Schild, daß wir in Belgien sind, jedoch fahren wir durch die Grenzanlagen ohne auch nur einen Zöllner zu sehen. Jetzt sind wir also zum zweiten mal während dieser Tour in Belgien. Das Wetter ist immer noch genauso kalt wie heute früh und teilweise setzt sogar Regen ein was uns sehr zu schaffen macht. Teilweise regnet es sogar in Strömen und unsere Flüche werden dementsprechend lauter. Dennoch und trotzdem kommen wir sehr zügig voran und haben an der Grenze über 50 km hinter uns. Das Mittagessen halten wir heute wieder in einem Bushaltestellenhäuschen. Wir ernähren uns zum Mittag jetzt von Dosennahrung und einem Kessel schwarzem Tee. Es ist weiterhin sehr kalt und wir frieren in jeder längeren Pause erbärmlich. Das Gelände wird hier wieder um noch einiges steiler und uns wird mal wieder so richtig warm auf unseren Rädern. Es geht auf kleinen, leeren Straßen vorwärts in Richtung Luxembourg, jedoch werden wir es heute nicht mehr bis dorthin schaffen. Die Berge am Ende des Tages sind noch einmal verdammt schwer zu fahren. Dabei scheint teilweise die Sonne was uns dazu veranlaßt, uns etwas leichter zu bekleiden, wir werden aber immer wieder von kleinen Schauern heimgesucht, was jetzt aber nicht mehr so schlimm ist. Das letzte Stück fahren wir in einem kleinen Tal entlang und wir kommen sehr schnell voran, doch nach 120 km müssen wir das Tal auf einer sehr steilen Straße verlassen. Es geht also noch einmal hart berghoch, wir kämpfen und mobilisieren die letzten Kräfte für diesen Berg. Oben dann gibt es natürlich kein Hinweisschild auf den nächsten Campingplatz in der Nähe von Bartogne. Schnell stellt sich heraus, daß wir in ein weiteres kleines Tal abbiegen müssen. Es beginnt schon kalt zu werden, obwohl die Sonne noch nicht untergegangen ist. Nach fast fünf Kilometern bergab verzweifeln wir fast und stellen uns schon darauf ein, das wir heute Nacht wieder mal ohne Dusche ins Bett gehen werden, als dann das uns inzwischen gut bekannte blaue Straßenschild mit einem Campingwagen und einem Zelt drauf erblicken und wir nun nur noch auf den Platz zu rollen brauchen. Das Tal ist jetzt, gegen 18.00Uhr schon sehr kalt und wir versuchen natürlich so schnell wie möglich unser Zelt aufzubauen und unser Essen zu zubereiten. Schon eineinhalb Stunden später sind wir fertig mit Duschen und Essen und wir kriechen wohlverpackt in unsere Schlafsäcke und schlafen sofort ein.