Sonntag 23.08.1998
Heute also wollen wir es in Angriff nehmen! Doch es sieht erst gar nicht danach aus, denn als wir aufstehen wollen, ist der Himmel vor lauter Nebel gar nicht zu erkennen und wir legen uns zerknirscht wieder in unsere Schlafsäcke, um nicht zu erfrieren. Doch nach einer Stunde Untätigkeit und vor uns hinschlummern fassen wir endlich den Entschluß aufzubrechen. Der Nebel wird lichter und läßt uns hoffen, daß es doch noch ein freundlicher Tag werden könnte. Als wir losfahren, regnet es natürlich mal wieder, doch wir fahren weiter, bis nach Ribemont, wo wir in einer Bäckerei ofenfrische Baguettes und |
Croissannts kaufen; es schmeckt einfach herrlich und gibt uns neuen Auftrieb weiterzufahren. Nach und nach wird der Himmel freundlicher, kurz darauf hört auch der Regen auf und es wird warm. Wir passieren Compiegne und fahren weiter Richtung Senlis, der letzten größeren Stadt vor Paris. Hinter Senlis machen wir Mittagspause. Heute gibt es Zwiebelsuppe, die abscheulich schmeckt. Mit mäßigem Hunger geht es dann sehr schnell weiter. Trotz des recht starken Gegenwindes ist unser Tempo sehr hoch. Je näher wir Paris kommen, desto mehr nimmt der Verkehr zu. Ungefähr 20 Kilometer vor Paris sehen wir zum ersten Mal die Umrisse der Stadt von weitem und |
eine erste Erleichterung ist uns anzumerken. Wir fahren bald durch kleine dreckige Vororte, in denen nur die Fassaden gut aussehen und dahinter meist der Putz abfällt. Der Verkehr hat jetzt schon sehr starke Ausmaße und es sieht so aus, als würde es noch mehr werden. Dann endlich, gegen 15.30Uhr passieren wir das Ortseingangsschild Paris`. Wir haben es schwer uns zurechtzufinden, da alles sehr unübersichtlich und fahrradunfreundlich ist. Direkt am Centre Pompidou kaufen wir Karten, die wir uns vorgenommen haben zu verschicken. Nach einiger Zeit finden wir dann endlich den Louvre, an dem wir eine kurze Rast machen und uns | |
dann auf den Weg machen, um zum Champs Elysèes und zum Arc de Triomphe zu kommen. Das geht alles sehr langsam, da wir uns erst nicht zurechtfinden. Doch dann sind wir auf der teuersten Meile Europas und wir fühlen uns einfach nur gut. Es geht leicht bergauf zum Triumphbogen, doch das nehmen wir ohne mit der Wimper zu zucken. Oben angekommen, machen wir ein paar Fotos und schmeißen uns dann in den größten Kreisverkehr, den wir je gesehen haben. Es ist ein geiles Gefühl dort zu fahren, denn der Verkehr ,der von rechts reinkommt, hat Vorfahrt, aber es fließt ohne größere Unterbrechungen. Auch wir werden berücksichtigt und so kommen wir fast einmal herum. Wir fahren dann wieder raus und steuern den Eifelturm an. Am Ufer der Seine geht es runter und nach fünfzehn Minuten haben wir das Wahrzeichen Paris` erreicht. Wir machen auf der Brücke zum Turm hin eine kleine Pause und beobachten dabei interessiert die Leute. Dabei lassen wir auch all unseren Gefühlen freien Lauf und sind sehr ausgelassen und albern herum. Ein Problem haben wir heute noch, nämlich den Zeltplatz zu finden. Wir studieren einen Stadtplan von Paris und haben nur einen ungefähren Eindruck, wo der Zeltplatz ist. Wir fahren durch einen zu dieser Zeit schon sehr dunklen Park und drehen ein paar Ehrenrunden, ehe wir, kurz vor der Verzweiflung stehend, endlich ein Schild sehen, das uns den Weg zeigt. Der Zeltplatz ist dann natürlich sehr vollgestopft mit Touristen. Doch sind wir die einzigen, die mit dem Fahrrad hier sind. Der Zeltplatz überrascht uns mit seinem Boden. Denn wir liegen heute Nacht auf gepreßtem Sand, der sehr hart ist. Hier findet man alles, was man braucht, um die Abende ordentlich zu verbringen. Es gibt ein Restaurant und eine Bar, aus der laute Musik dröhnt und einen Kiosk. Neben uns sind noch ein paar Deutsche anzutreffen. Die Nudeln schmecken heute besonders gut und nach dem Duschen bleiben wir noch lange wach und erzählen. |