Freitag 21.08.1998
Der Sturm ist noch heftiger als gestern doch dazu kommt jetzt Nieselregen. Mit steifen Knochen und sehr stark frierend steigen wir aus dem Zelt und wollen uns eigentlich gar nicht bewegen. Dennoch packen wir sehr schnell unser nasses Zelt zusammen, essen ein wenig Schokolade, trinken kalten Eistee von gestern, was uns noch mehr frieren läßt. Gegen neun fahren wir los. Doch schon nach wenigen Metern müssen wir anhalten und uns etwas wärmer und regenfester anziehen. Durch den Regen wird unsere Karte nahezu unbrauchbar, was mit der schlechten Ausschilderung zusammen uns sehr laut auf das Wetter und die Ausschilderung schimpfen läßt. Nach wenigen Kilometern sind unsere Klamotten völlig durchnäßt und wir |
frieren erbärmlich, egal ob wir fahren oder stehen. Das Frühstück halten wir in einem Bushaltestellenhäuschen am Rande der Straße, auf der wir fahren. Wir halten es vor Kälte kaum aus, doch nehmen wir es noch sehr locker, da wir uns immer wieder sagen, das es noch schlimmer hätte kommen können. Der Süden des Landes ist um einiges ärmer als der Norden, was man sofort in den Dörfern und Städten sieht. Es ist nicht ganz so sauber und gepflegt und die Häuser sind auch nicht so riesig gebaut. Jedoch sind die Menschen sehr freundlich und wir werden immer gegrüßt. Nach etwas mehr als 40 km erreichen wir eine Nationalstraße, die uns nach Charleroi, einem Industriezentrum im Süden und nahe der französischen Grenze, führt. Zum Mittag sind wir dort. Die Stadt ist zwar sehr belebt, dafür aber auch sehr dreckig. In |
einer Bank wollen wir Geld holen, was aber aufgrund schwerwiegender Sprachprobleme zwischen mir und der Bankangestellten scheitert. Stefan hat dafür am Automaten etwas mehr Glück und bekommt mühelos sein Geld . Etwas sauer über diese Bank, wollen wir einen Supermarkt aufsuchen. Doch wir erkennen nicht, daß die Tür, durch die wir gehen wollen, die Feuertür ist. Ich reiße an der Tür und auf einmal ertönt eine laute Sirene und wir schrecken zusammen. Dann wird uns klar, was eigentlich passiert ist, und wir verschwinden schnellstmöglich in der nächsten Imbißbude. Dort müssen wir uns erst mal von dem Schreck erholen und brechen in ein schallendes Gelächter aus. Das Mittagessen in der Bude fällt |
etwas spärlich aus. Doch wir frieren mal nicht beim Essen. Nach dem Essen fahren wir weiter auf der Straße, auf der wir nach Charleroi reingekommen sind. Doch hinter der Stadt beginnt ein großes Autobahnkreuz und wir kommen zum einen in starken Verkehr und verlieren dabei auch noch den Weg. Nach einigem Hin und Her fahren wir dann irgendwann auf einer kleinen Straße in Richtung Süden raus aus Charleroi. Es |
wird wieder sehr bergig. Doch jetzt kommt die Sonne und wärmt noch ein wenig. Da die Schuhe noch nicht trocken sind, hoffen wir durch die Sonne auf baldige Trocknung derselben. Wir fahren durch ein Tal entlang an einem kleinen Gebirgsbach. So erreichen wir Thuin, eine Stadt mit vielen Ruinen. In der untergehenden Sonne ergeben diese Ruinen ein sehr schönes Bild. Hinter Thuin beginnt noch einmal ein harter Anstieg. Es folgen noch einige schöne kleine Städte in den Bergen. Das Tal, welches wir hinter uns lassen, bietet in der untergehenden Sonne ein sehr schönes Bild. Die Grenze ist von hier nicht mehr weit und wir werden auch heute noch hinüberfahren in das Land des aktuellen Fußballweltmeisters. In einem kleinen Dörfchen finden wir dann einen Weg über die Grenze. Dieser Weg ist anscheinend nur Insidern bekannt, denn es steht kein Grenzschild auf der Straße als wir die Grenze überqueren. Wir bemerken es erst als wir andere Nummernschilder sehen und wissen dann erst das, wir in Frankreich sind und wir sind sehr stolz auf uns die Leistung und die Kilometer, die hinter uns liegen. Laut Karte gibt es in wenigen Kilometern einen Zeltplatz, den wir für heute Nacht nehmen werden. Doch nach einigen Kilometern ist er immer noch nicht zu finden. Wir halten noch einen schönen Sonnenuntergang fest und suchen uns dann einen geeigneten Platz um unser Zelt aufzuschlagen. Diesen finden wir auch am Rande eines Maisfeldes. Unser Zelt steht zwar genau im Wind, aber das ist nicht weiter schlimm. Das Essen müssen wir heute wegen des Windes im Zelt kochen. Wir sind etwas zerknirscht darüber, das wir den Campingplatz nicht gefunden haben, aber sind auch froh, daß wir einen guten Platz gefunden haben. In dem Tal, in das wir gucken, können wir noch sehr lange das Abendrot beobachten. Bald jedoch gehen wir ins Bett und schlafen auch gleich ein. |