In dem zum Zeltplatz gehörenden Supermarkt kaufen wir frische Brötchen, wovon jeder vier große ißt. Danach sind wir richtig satt und gegen halb elf abfahrbereit. Heute erreichen wir Belgien, doch bleiben wir wahrscheinlich nur für eine Nacht dort. Im Norden Belgiens ist es ähnlich wie in den Niederlanden. Die Häuser in den Orten sind wie kleine Schlösser. Der Weg ist nicht mehr ganz so gut ausgeschildert und ausgebaut. Doch in den Dörfern ist es nicht mehr ganz so sauber wie in Holland. Gleich hinter der Grenze müssen wir auf einer vierspurig ausgebauten Straße, natürlich mit Radweg, ca.12 km |
fahren, was sehr schwer ist, da der Wind sehr stark von vorn bläst und es ständig bergauf und bergab geht, was nach mehr als 50 km schon ziemlich belastend ist. Durch den Wind fällt aber die Hitze nicht so stark auf. Denn wenn wir mal für eine kurze Zeit stehen, ist es im Windschatten schon fast drückend heiß. Mit der freundlichen Hilfe von zwei älteren Herren auf ihren Rennrädern finden wir einen sehr günstigen Weg, der uns heute fast durch das ganze Land führen könnte, wenn wir uns richtig anstrengen würden. Doch unser Ziel ist es, erstmal den richtigen Weg zu finden, denn die Ausschilderung wird immer schlechter je weiter wir ins Land kommen. Und am Ende verzweifeln wir fast und verlassen uns auf unser Glück. |
Denn dieses ist uns hier fast immer hold und wir kommen zügig voran. In einem kleinen Wäldchen, in der Nähe von Diest, halten wir Mittagspause. Die Nudeln sind wirklich sehr schlecht wieder einmal, und hinterher stoßen wir noch oft danach auf und uns ist etwas schlecht. Es sind immer noch dieselben Nudeln, die wir schon seit Tagen zu uns nehmen. Doch das ist der letzte Tag, an dem wir uns das antun. Nach der Pause haben wir dann unseren ersten Sturz. Diesmal ist es Stefan, der mir ein Eis spendieren muß, denn er ist es, der stürzt. Dabei fährt er mir hinten auf und fliegt seitwärts vom Rad. Mein Rad wird noch gute fünf Meter nach vorn geschoben. Stefan bleibt an den Kettenblättern seines Rades hängen und verletzt sich dabei leicht. |
Doch nach einiger Zeit zum Sammeln ist er wieder okay und kann aufs Rad steigen und weiterfahren. Das Terrain wird im zentralen Teil Belgiens wieder etwas bergiger und somit kommen wir langsamer voran. Doch zum Glück haben wir schon den größten Teil hinter uns gebracht. Die Ausschilderung ist hier völlig unbrauchbar. Dazu kommt nun noch, daß die geographische Lage und die Einzeichnung in der Karte ebenfalls nicht mehr übereinstimmen. So entdecken wir zum Beispiel nach 120 Km ein Hinweisschild auf einen Zeltplatz, in Beauvechain, im französischen Teil Belgiens, den wir beschließen zu nehmen. Doch bis dahin dürfen wir noch 10 Kilometer strampeln, dann müssen wir auch noch feststellen, daß der Zeltplatz nicht in dem Ort ist, wie es auf dem Schild stand, sondern auf einem Ortsteil, den wir nur dank eines kleinen Schildes am Rande der Straße finden. Dieser Zeltplatz macht einen sehr gepflegten Eindruck. Ein älterer Herr, der der Chef hier zu sein scheint, empfängt uns sehr freundlich. Die Verständigung geht zum ersten Mal auf französisch und klappt auch ganz gut. Der Mann scheint ein begabter Reisefotograf zu sein, denn in seinem Büro stehen etliche Kisten mit Fotos mit den Zielen seiner Reisen. Auch ist es technisch auf dem neuesten Stand, denn sein Computer ist bereits mit Windows 98 ausgestattet und auch sonst wirkt alles sehr modern. Die Rechnung ist die Krönung des Ganzen. Sie ist natürlich, wie sollte es anders sein, Computergedruckt. Dazu kommt, daß sie fünffarbig und in drei verschiedenen Währungen gedruckt ist. Nämlich in belgischen und französischen Francs und in der noch kommenden neuen europäischen Währung Euro. Heute abend gelingen uns die Nudeln zum ersten Mal wieder richtig und schmecken auch sehr gut. Wir beschließen dabei, daß wir nie wieder auf dieser Tour Makkaroni kaufen, geschweige denn essen werden. Die Dusche ist der absolute Hit, denn wir können es vor Hitze fast gar nicht aushalten und hinterher sind wir sehr gut aufgewärmt. Hier sind wir für einen sehr guten Preis (450,-BEF) günstig auf einem 4-Sterne Platz untergekommen. Der Wind ist im Laufe unserer Dusche zu einem Sturm angewachsen und läßt uns aber noch trocken. Wir mummeln und sehr dick in unsere Schlafsäcke und schlafen sofort ein. |