Mittwoch 19.08.1998Etwas frierend und ohne zu frühstücken fahren wir um 9.00Uhr vom Zeltplatz nach Glaanderen. Dort kaufen wir frische noch etwas warme Brötchen und fahren weiter mit der groben Richtung Eindhoven. Nach 15 km in denen ein riesiger Hungerast sich in unseren Mägen bemerkbar macht, finden wir in einem kleinen Wäldchen einen alten Baumstamm, worauf wir uns zum Frühstück plazieren und es wirklich genießen. Das Einzige was stört, ist wieder einmal die Kälte. Heute sind wir genau eine Woche unterwegs und haben fast 700 Kilometer hinter uns gelassen. Aber es macht uns immer noch riesigen Spaß, tagtäglich radzufahren und etwas vom Land und von den Leuten zu sehen. Dabei stellen wir wieder einmal fest, wie wenig man zum Leben braucht, um glücklich zu sein und wie sehr das tägliche Leben eines Stadtmenschen von der Zeit und von Terminen geprägt wird. Wir haben eine sehr lockeren Tagesablauf, da uns niemand zwingt, irgendetwas in einer bestimmten Zeit zu tun; außer vielleicht wir selbst, die wir uns das Ziel stellen, jeden Tag so weit zukommen, wie wir können und dann mal irgendwann mal Paris zu erreichen. Es stört uns auch nicht, wenn am Nachmittag erst 50 oder noch weniger Kilometer in unseren Beinen stecken. Am Ende eines Tages steht meist doch eine dreistellige Zahl auf dem Fahrradcomputer und wir können sehr zufrieden ins Bett gehen. | |
Im Laufe des Tages kommen wir noch einmal für eine kurze Zeit nach Deutschland. Dort müssen wir uns wieder nach einem Buchladen umsehen, denn wir besitzen keine richtige Karte für Frankreich, und immerhin ist es das Land, durch das wir, nach Deutschland, am längsten fahren werden. Wir kommen über den Rhein und sind in Deutschland und fahren weiter in Richtung Kleve, wo wir auch einen sehr guten Buchladen finden, und auch eine sehr gute Karte vom Nordosten Frankreichs finden. Danach geht es flott weiter, wieder in Richtung Holland. Am Mittag fügt sich zum Sonnenschein noch die Wärme hinzu und wir kommen mächtig ins Schwitzen. Dazu kommt wie immer der permanente Gegenwind. Unser Mittag halten wir gegen 15.00Uhr unter einem Nußbaum und genießen wieder einmal ein sehr gut schmeckendes Nudelgericht. Stefan nutzt diese Pause, dazu seine Schlüppies und Strümpfe zu in die Sonne zu hängen und trocknen zu lassen. Das werde ich in den nächsten Tagen auch noch tun müssen, denn der Berg Wäsche wächst sehr schnell. Manches kommt auch auf ungeklärte Weise abhanden, zum Beispiel in den nächsten Mülleimer. In der Pause stellen wir fest, daß es bis Paris noch ein ganzes Stück zu fahren ist. Dennoch gehen wir frohen Mutes nach der Pause wieder auf unsere Räder und fahren weiter. Am Abend finden wir in der Nähe von Eindhoven einen Zeltplatz. Trotz der noch scheinenden Sonne, entschließen wir uns diesen Zeltplatz zu nehmen. Es stellt sich heraus, daß der Zeltplatz ein riesiger Ferienpark ist auf dem alles vorhanden ist. Uns wird ein Platz auf dem Jugendzeltplatz zugeteilt. Dort werden wir von lauter Bob Marley Musik empfangen, was uns während der Zeit des Essens wenig stört. Die Nudeln heute sind eine Katastrophe. Sie backen im Topf sehr schnell an und ergeben einen mehligen Brei der schon nach wenigen Bissen sehr sattmacht. Die Sauce dazu ist sehr scharf, sodaß wir nur sehr langsam essen können, und viel von unserem Essen gar nicht schaffen und sogar entsorgen müssen. Etwas enttäuscht über die Nudeln, gehen wir duschen. Hier sind die Duschen auf beiden Seiten des Sanitärgebäudes gemischt, was aber nicht weiter schlimm ist. Was viel schlimmer ist, ist das die Türen die Kälte von draußen hineinlassen, sodaß man sich unter der Dusche direkt verkriechen muß um nicht zu frieren. Zum späteren Zeitpunkt kommen auf unseren Zeltplatz noch ein paar holländische Jugendliche. Aus deren Autoradio tönt sehr laute Techno-Musik, was uns eine sehr kurze Nacht erwarten läßt. Doch darin täuschen wir uns aber dann gewaltig. Denn bald nachdem wir im Zelt verschwunden sind, verstummt auch die laute Musik. |