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Sonntag 16.08.1998

Daß heute Sonntag ist, merken wir daran, daß wir nur sehr langsam aus dem "Bett" kommen und uns abfahrbereit machen. Gegen halb elf, später sollten wir nur ein einziges Mal während der ganzen Tour loskommen, fahren wir dann endlich in schönem Sonnenschein los. Heute fahren wir also durch Bremen, dem kleinsten Bundesland der BRD. In der Stadt selbst gibt es kaum Sehenswertes, jedoch ist der Weg im Gegensatz zu den anderen oftmals viel kleineren Städten durch das gesamte Stadtgebiet sehr gut ausgeschildert, was uns ein schnelles Vorankommen ermöglicht. Hinter Bremen geht es noch ein gutes Stück entlang des Hafens auf einem schön asphaltierten Weg. Auf einer Bank am Rande dieses Weges machen wir Mittagspause. Dabei lernen wir ein paar nette Leute kennen, die uns gerne etwas Platz machen, so daß wir auch auf der Bank Platz nehmen können und wir unterhalten uns ein wenig mit ihnen über unsere bisherige Tour und den noch weiterhin geplanten Verlauf derselben. Nach einer Weile haben wir die Bank für uns und wir legen uns ein wenig hin um zu schlafen oder einfach nur rumzudösen. Dabei verbrennen wir uns fürchterlich in der Sonne. Offenbar stört sich eine ältere Frau daran, denn sie meldet sich laut protestierend zu Wort über unser, in ihren Augen, unflätiges Benehmen. Doch uns stört diese unzufriedene Zeitgenössin überhaupt nicht.

 Die Bremer Stadtmusikanten

Und Stefan quittiert ihre Aufregung mit einem lauten schnarchenden Ton und ich drehe mich einfach um und amüsiere mich köstlich über diese Situation. Von dieser Bank aus hat man eine schöne Sicht auf die Silhouette der hinter uns liegenden Stadt Bremen. Kurz vor unserer Abfahrt am Nachmittag erfahren wir von einem Mann, der sich zu uns auf die Bank setzt, das es bis Paris noch mehr als 1000 Kilometer sind. Auf unserer bisher geplanten Tour entlang der Nordseeküste durch die Niederlande und Belgien bis zur Seine-Mündung würden es also mindestens genausoviel werden. Also werden wir hier gezwungen unseren Weg umzuplanen und nach Westen abzubiegen. Da paßt es uns ganz gut, daß wir den Weserradweg hinter Bremen verlieren und in Richtung Oldenburg weiterfahren. Doch um keine allzu großen Umwege zu fahren, müssen wir uns hinter Oldenburg wieder etwas südlicher wenden um es auch wirklich zu schaffen. Das heißt, daß wir uns im nächsten möglichen Buchladen mit dem nötigen Kartenmaterial ausstatten müssen um weiterzukommen. In Oldenburg finden wir keinen solchen, dafür verfahren wir uns sosehr, daß wir teilweise keine Orientierung mehr haben. Als wir denken, wir seien aus der Stadt, stellt sich dies nach Befragung einiger Passanten als völlig falsch heraus. Wir sind mitten im Zentrum der Stadt, was wir gar nicht glauben können, denn es ist fast ein nur großer Park zu sehen aber nichts von einem Stadtzentrum. Wir fahren am Stadion des Vfb Oldenburg vorbei und kommen dann erst ins richtige Stadtzentrum. Von hier aus ist es kein Problem mehr für uns nach Bad Zwischenahn zu finden. Zwischendurch findet Stefan eine Telefonzelle wodurch ich ihn verliere, den Verlust aber erst später bemerke. Ich warte und wundere mich, wo er denn bleibt. Nach einer Weile finde ich ihn dann in einer Telefonzelle telefonierend. Nachdem wir uns nun fast eine Stunde in Oldenburg aufgehalten haben, können wir nun endlich weiterfahren in Richtung Bad Zwischenahn, dem heutigen Ziel. Die Ausschilderung ist zwar etwas komisch und läßt in uns Zweifel aufkommen, ob wir in die richtige Richtung fahren, doch bald sehen wir, daß der Weg richtig ist. Gegen 19.30Uhr erreichen wir Bad Zwischenahn, einem Kurbad am Zwischenahner Meer. 120 anstrengende Kilometer liegen hinter uns, als wir den Zeltplatz erreichen und wir uns auf die allabendlichen Nudeln und die darauffolgende heiße Dusche freuen. Zum Nachtisch gibt es heute Schokolade, weil Sonntag ist und wir ein wenig Energienahrung gut gebrauchen können für die kommenden Anstrengungen der nächsten Tage. Auf diesem Zeltplatz können wir sogar Brötchen für den nächsten Tag bestellen, was wir auch gleich in Anspruch nehmen. Die Nacht verspricht wieder einmal kalt zu werden, und ich gehe gleich etwas wärmer bekleidet ins Bett.